Dienstag, 29. März 2011

"DDR ahoi"






Am Freitag den 01. April 2011 (Kein Aprilscherz) soll der MDR Zweiteiler
"DDRahoi - Helden der See"
den Grimme Preis erhalten. Doch bei aller schönen heilen DDR - DSR Welt, einem "Feigenblättchen", nach dem Motto:"Da gab es doch wohl auch dunkle Seiten.", wird doch an derlei "Eijapopeia-heile-DSR-DDR-Welt" Berichterstattung, Kritik laut.
Natürlich wird eine solche Kritik, wie immer; ignoriert. Stört sie doch das schöne aber doch all zu "süße" Bild.
Obwohl dem MDR auf dessen Homepage eingesandt, wird er noch nicht einmal in dessem Blog, der angeblich eigens für Meinungsäußerungen zum Thema eingerichtet wurde, veröffentlicht. Das lässt tief blicken.
Hier die kritische Meinungsäußerung:

Melde mich heute…..
bei Ihnen zum zweiten Mal. Zum einen, weil ich auf meinen ersten Kontakt mit Ihnen nicht die geringste Reaktion bekommen habe, zum anderen weil ich inzwischen nun den zweiten Teil Ihrer Dokumentation „DDR ahoi“ gesehen habe. Wieder wurde ich enttäuscht.
Es ist zwar schön die alten Bilder und die alten Geschichten zu hören. Auch das man von einem „geläuterten“ DDR- und DSR Leitungs- Fernsehkapitän Gerd Peters mal alles in einem anderen Tonfall hört, ist eine Bemerkung wert.
Aber es ist mir immer noch zu wenig was Sie in Ihrer Doku Serie über die „Opfer“ der DSR und ihrer paranoiden Befehlsgeber, zu sagen haben.
Auch wenn Sie das Schicksal eines John Paetke als Beispiel hier anführen, sollten Sie eins bedenken. Er hatte es schon zum Kapitän gebracht. Sein Abschied von der Seefahrt war mit Sicherheit kein solcher Absturz, wie bei einem, der noch nicht eine einzige Stufe auf der „Seemannskarriereleiter“ erklimmen konnte.
Leider kann ich hier auch wieder nur auf mein eigenes Schicksal verweisen. Denn dieses ist mir bis ins kleinste Detail bekannt.
Viele andere Schicksale dieser Art gab es, gerade in den Achtziger Jahren in der DDR. Ausgerechnet Sie könnten hier recherchieren, Sie hätten die Möglichkeit und die Mittel hier wertvolle Aufklärungsarbeit zu leisten. Aber Sie tun es nicht. Warum?
Gerade diese Art von Vergangenheitsbewältigung Deutsch-Deutscher Geschichte wünsche ich mir schon seit vielen Jahren. Stattdessen bekommt man immer wieder eine DDR wie aus der „Disney World“ für Ostalgiker vorgegaukelt.
Am Ende Ihrer Doku zeigen Sie noch mal alle, in dem Beitrag zu Wort gekommenen Seeleute, innerhalb ihrer Erinnerungen.
Ein eher trauriger Abschluss, aber sicherlich so gewollt . Suggeriert er doch bei den Meisten: Hier sind die „Opfer“ des Endes der DDR Seefahrt, ja sogar die Opfer der Einigung selbst.
Doch diese Seeleute selbst hatten eine erfüllte Seefahrtzeit.
Es kamen Kapitäne und andere Offiziere zu Wort. Sie hatten ihre berufliche Karriere bereits gemacht. Einige von ihnen hatten noch vor dem Ende der DDR Seefahrt freiwillig den Seemannsberuf aufgegeben. Andere hatten am Ende der DDR-Seefahrt die Chance mit Mitte 50 in den, selbstverständlich verdienten, Vorruhestand zu gehen. Ja selbst Marcus Seibt, der am Ende der DDR Seefahrt gerade seine Lehre abgeschlossen hatte, bekam seine Chance seinen erlernten Beruf weiter auszuüben.
Anders war es bei mir. Im Jahr 2004 schrieb ich die Geschichte „Für immer abgemustert“ . Fast am Ende dieser Geschichte heißt es: Nach 17 Jahren ohne Seefahrt heuerte ich 1999 auf der „Deutschland“ an. Als Plumper, - ich hatte ja vorher nie ein richtiges Patent machen können.
Einige Jahre später musste ich dann sogar feststellen, dass ich heute gar nicht mehr in meinem erlernten Beruf arbeiten darf.
Denn viele Jahre hatte man in Deutschland keine Seeleute mehr ausgebildet. Die Reedereien bedienten sich aus dem Arbeitskräfte Pool (human resources) dem Seeleute wie Marcus Seibt angehörten. Als man feststellte, dass dieser Pool erschöpft war, hob man ein neues Berufsbild, den Schiffsmechaniker, aus der Taufe.
Gelernte Seeleute, die aus den bekannten Gründen lange Zeit nicht mehr zur See fuhren, guckten in die Röhre. Denn ihr Facharbeiter wurde nicht mehr anerkannt.
Sie galten jetzt in ihrem gelernten Beruf als ungelernt.
Keinem Fleischer, Bäcker, Schlosser oder Elektriker würde so etwas passieren.
Doch ich musste dies schmerzlich zur Kenntnis nehmen.
Denn Sie werden es vielleicht nicht glauben, mit fast 50 Jahren reaktivierte ich mich noch einmal für die Seefahrt.
Ich stieg am 01.12.2008 bei AIDAcruises ein und auf AIDAcara, wieder nur als Plumper, auf. In den zwei Jahren, die ich dort wieder aktiv zur See fuhr, musste ich mehr und mehr feststellen, dass ich mich mal wieder in einer beruflichen Sackgasse befand.
Es gab für mich bei AIDAcruises keinerlei Chancen einerseits wieder in meinem erlernten Beruf (obwohl man dort nach wie vor deutsche Maschinenassistenten fährt) zu arbeiten, noch das ich mich in irgendeine andere Richtung hätte weiterqualifizieren können.
Ein zweites Berufsverbot lässt grüßen.
Jetzt würde mich ja interessierten, was die Akteure Ihres Streifens zu einer solchen Geschichte sagen würden.
Entweder der Anschi… lauert überall oder würden sie sagen: „Dumm gelaufen!“
Ich jedenfalls bin mit 52 wieder arbeitslos. Einen Vorruhestand wird mir keiner ermöglichen. Eine neue echte berufliche Chance wird mir keiner geben. Das Rentenalter für mich mit 66 und vier Monaten ist noch in weiter Ferne. Um eine Seemannsrente wurde ich auch betrogen, obwohl ich die Dienstzeiten mit BerRehaG zusammen hätte.
Eine Antwort werden auch Sie mir schuldig bleiben. Ich erwarte jedenfalls nichts anderes. Denn in diesem Land wird Kritik auch wenn sie berechtig ist mit eisigem Schweigen beantwortet.
Jedenfalls nach meiner Meinung haben Sie für Ihren Zweiteiler „DDR ahoi“ keinen Grimme Preis am Freitag verdient.